Es gibt einen wundersamen Ort auf der Schwäbischen Alb mit Namen Erbstetten. Vom 3.-13. Tage dieses Monats wurde fürs Ritterlager des EJO das Zeiteisen dort nämlich zurückgedreht auf: Mittelalter! Die Zeit der Drachen und Prinzessinnen, edlen Ritter und Könige, Gaukler, Spielleute und Narren. Wenige Wochen erst ist es her, dass sich 45 angehende Ritter und Burgfräulein in diese Zeit versetzen ließen, um gemeinsam mit den Rittern der Schwafelrunde Abenteuer zu bestehen. Von dieser Zeit beliebt es uns nun zu berichten.
Die Ritter der Schwafelrunde (Mitarbeiter) hatten ein umfangreiches Programm erdacht um in dieser kurzen Zeit edle Ritter und wohlerzogene Burgfräulein zu formen. Bei den Ritterspielen (Lagerolympiade) zählte nicht nur Kraft beim Lanzenstechen, sondern auch Köpfchen in Bereichen wie Heraldik (Wappenkunde) und beim Erraten von Merlins Zaubertrankzutaten. Auch Witz war gefragt, um sich als Hofnarr beweisen zu können.
Das frühe Wecken durch Sir von Horn, dem Räuber des Schlafs, die harte Ritterausbildung und der nie endende Frühsport von Henker Maxes sorgten schon nach wenigen Tagen für ermüdete junge Ritter und Burgfräulein. Deshalb konnten sie die Entführung von Prinzessin Becci, der Hüterin des Throns, nicht verhindern. Um das hohe Lösegeld bezahlen zu können, mussten sie sich dennoch aufraffen, denn galt es beim Nachtgeländespiel im Zauberwald den Zauberern (Mitarbeitern) ihr Gold abzunehmen. Aber Achtung vor Räuber Simon, dem Bärtigen!
Doch nicht genug. Auf Schusters Rappen (zu Fuß) gings am nächsten Tag los durchs Wolfstal zur Bärenhöhle. Der dort hausende Drache konnte aber leider nicht gesichtet werden. Sir Thomas, der Herr der Umwege, ließ nach Rast an der Lauter zum Ausguck Hoher Wartstein aufsteigen. Abgerundet wurde unsere Wanderung von einem herrlichen Bad in der Lauter am Wasserfall Hoher Gießel. Am späten Nachmittag kehrten 45 ausgelaugte Teilnehmer zurück an den Lagerplatz. Die Ritter der Schwafelrunde hatten fortan ein Einsehen und ließen die angehenden Ritter und Burgfräulein bei abendlichem Dampfbad in der Jurte und Stockbrot vom Lagerfeuer ausspannen und gönnten ihnen eine geruhsame Nacht unterm Sternenhimmel.
Vom Umgang miteinander lernten alle bei einem Rollenspiel mit Königen, Rittern, Bauern, Mönchen, Hofnarren und Bettlern. Nicht alle fühlten sich in ihren Rollen fair behandelt, und deshalb erarbeiteten wir Regeln für unser Zusammenleben. Diese brachten wir unter Federführung von Bruder Daniel am Besuchssonntag Eltern, Verwandten, Ehemaligen und Zeltlagerbegeisterten näher und hoffen alle haben die goldene Regel für ihr Leben mitgenommen: „Alles nun, was Ihr wollt, dass Euch die Leute tun, das tut Ihnen auch!“ (Mt 7,12). Zusammenhalt war auch gefragt bei der „Übernacht-Aktion“, zumindest für die älteren Teilnehmer, die nachts fern unserer Lagerstätte ausgesetzt wurden um das Leben in der Wildnis zu erlernen, die Nacht zu überstehn und zum Lagerplatz zurückzufinden. Währenddessen mussten sich die jüngeren ihr Frühstück bei einer Schatzsuche selbst zusammen suchen, wurden dafür aber mit einem besonders leckeren Menü belohnt. Die mittleren besuchten die die Wimsener Höhle. Mit dem Kahn führen wir 70 Meter hinein in die mit 700 Meter größte befahrbahre Wasserhöhle Deutschlands.
Zur Freude von Sir Hoffnarr, dem Meister der Erheitung wurde die Stimmung immer besser und erreichte mit dem traditionellen Lagerzirkus einen vorläufigen Höhepunkt. Am nächsten Tag führte der Herr der Umwege auf direktem Wege ins Zwiefaltener Höhenfreibad, auf dass die angehenden Ritter und Burgfräulein eine ausführliche Waschung vornehmen konnten. Aber nicht nur für körperliche Reinheit wurde gesorgt. Frollain Laura, Schrecken der Schlamper führte strenges Regiment bei der täglichen Zeltordnung und Queen Sabrina, Quelle der Reinheit, sorgte für Sauberkeit im Saal der Reinheit (Waschhäusle). Zur Stärkung konnte in den Pausen Süßes von Krämerin Simone von Zuckerhausen erworben werden, indem man wenige Silberlinge in die Obhut von Lady Roxy, der Hüterin des Goldes, gab. Zu Zeiten der Ritter war das Leben in Wald und Lager auch nicht ganz ungefährlich, so dass Maid Kadi, die Heilende, alle Hände voll zu tun hatte. An dieser Stelle wünschen wir dass alle Bremsenstiche und Schnittwunden bestens verheilen mögen! Immerhin können wir keine Fälle von Pest, Aussatz, Fleckfieber oder Schweinegrippe vermelden. Toi, toi, toi.
Für starke Abwehrkräfte sorgte nicht nur die kräftigende Ritterausbildung, sondern auch eine hervorragende Burgküche. Herzlichen Dank an Sir Jochen, den Herr der Teebeutel, Sir Andy, den Beschützer der Muiles, Maid Melli, die Hüterin des guten Geschmacks und Wolle, den Minnesänger! Unser Burgküchenteam sorgte beim großen Ritterschmaus, unserem Abschlussfest, mit mittelalterlicher Krautpfanne und anderen leckeren Sachen für einen gelungenen Auftakt des Ritterfestes. Spätestens nachdem die „Feuergaukler“ feuerspuckend und jonglierend die Stimmung angefacht hatten, kam das Ritterfest dann auch in Schwung. Der Höhepunkt des Abends war die Aufnahme der Teilnehmer in den Kreis der edlen Ritter und vornehmen Burgfräulein. Besondere Ehren empfingen „Die feurigen Schrecken ohne Furcht und Adel“, angeführt von Sir Walter, dem Feuerritter, die bei den diesjährigen Ritterspielen den ersten Platz errungen hatten. Herzlichen Glückwunsch!
Mit gefüllten Bäuchen gings in den Schlafsack zum Erholen. Schließlich mussten vor der Abfahrt nochmal letzte Kräfte mobilisiert werden für Zeltboden putzen und Zelte abbauen. Ein letztes Mal sangen wir danach mit Freiherr Pille, dem Rächer der Klänge, unser Lagerlied bevor die ausgebildeten Ritter und wohlerzogenen Burgfräulein die Zartmann-Kutsche bestiegen und dafür sorgten, dass sich im beschaulichen Erbstetten das Zeiteisen wieder auf 2009 einpendelte. Wobei ein bisschen Ritterlager doch geblieben ist. Das Echo unseres Schlachtrufes schallt nämlich immer noch durchs Lautertal: „Dritter (Burgherr) – ist für einen Ritter (Ritter) – bitter (alle)!“
Vielen Dank an alle, die mitgeholfen haben, ein tolles Ritterlager 2009 durchzuführen!
Revanche für den Diebstahl unserer Lagerglocke
Das Ritterlager wurde leider in der letzten Zeltlagerwoche überfallen. Dabei fiel den Überfallern unsere Lagerglocke in die Hände, die wir nur im Tausch gegen einen Bierkasten wieder zurück erhielten. Glücklicherweise verrieten uns die Überfaller auch noch, von wo sie kamen, nämlich von einem weiteren Zeltlager in Erbstetten.
Den Überfall konnten wir natürlich nicht auf uns sitzen lassen und schmiedeten einen Plan für eine Gegenaktion. Zunächst war im Gespräch im anderen Zeltlager vorzufahren, ihren Kühlwagen anzuhängen und damit einfach davon zubrausen. Nachdem wir das Zeltlager in Erbstetten unendeckt ausspioniert hatten stellte sich jedoch heraus, dass der Zufahrtsweg durch mehrere Hindernisse unzugänglich war. Deshalb entschieden wir uns dazu, einfach unseren Bierkasten zurückzuholen.
Also ging es am Donnerstagabend, bei Einbruch der Dunkelheit gut getarnt ins andere Zeltlager. Auch der Wettergott stand uns zur Seite und schickte uns ein Gewitter mit viel Regen. Durch diesen Zufall verweilten alle 150 Teilnehmer des Zeltlagers in einem Schulgebäude, um welches das Lager aufgebaut war. Dort schauten sie sich teilweise einen Film an, oder spielten Tischtennis. Dennoch bewachten einige Mitarbeiter das Zeltlager. Erschwerend kam hinzu, dass das Zeltlager größtenteils mit Halogenstrahlern ausgeleuchtet wurde, die zum Teil sogar mit Bewegungsmeldern ausgestattet waren. Dennoch konnten wir uns zu dritt unbemerkt bis an den Kühlwagen heranschleichen und unseren Bierkasten zurückerobern. Auf dem Rückweg mussten wir uns direkt an einem beleuchteten Mitarbeiterzelt vorbeischleichen. Leider erzeugte der Inhalt des Bierkastens einen relativ hohen Geräuschpegel, so dass wir entdeckt wurden. Jedoch war unseren Entdeckern nicht bewusst, was geschah, sie merkten lediglich, dass sich jemand in ihrem Lager herumtreibt. Wir nutzen dass aus und nahmen die Beine in die Hand.
Nach einem Sprint über ca. 150m erreichten wir dann das mit geöffneten Türen wartende EJO-Bussle. Wir sprangen zusammen mit unseren Beute hinein und entkamen so schnell zu unserem Zeltplatz. Keine fünf Minuten später kam dann auch schon ein Auto aus dem anderen Zeltlager angefahren konnte jedoch nichts außer ein paar am Feuer grillende EJO-Mitarbeiter vorfinden. Dennoch musste ihnen bewusst gewesen sein, wer da ihr Lager überfallen hatte. Deshalb kamen sie noch in derselben Nacht um sich zu revanchieren. Wir warteten jedoch auf sie und konnten sie in Nachtgeländespielüberfallermanier sofort in die Flucht schlagen, so dass wir uns erfolgreich für den Diebstahl unserer Glocke revanchieren konnten.
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