Es gibt nur noch wenige Stämme auf der Erde, die wie in der Steinzeit leben. Einer von ihnen hatte vom 2. bis zum 12. August 2010 sein Lager in Justingen bei Blaubeuren auf der kalten, stürmischen und regnerischen Schwäbischen Alb aufgeschlagen. 24 mutige Jungen und Mädchen von 9 bis 17 Jahren wagten es mit diesem Stamm zu Leben und in diesen 11 Tagen die harte Ausbildung zu Jägern und Sammlern zu absolvieren.

Bei ihrer Ankunft wurden sie von in Felle gekleideten, hünenhaften Gestalten begrüßt, die ihnen das Steinzeitleben erklärten (Lagerrundgang) und in ihre Höhlen (Zelte) einteilten. Abends ging es dann, Nachdem am Lagerfeuer bis zur Dunkelheit gesungen worden war, ging es bereits los mit der ersten Disziplin, der Orientierung bei Nacht, in Form einer ausgedehnten Fackelwanderung.

Im Licht des nächsten Tages, konnten die Teilnehmer dann auch klarer erkannt werden und wurden für ihre Jäger-und-Sammler-Ausbildung (Lagerolympiade) entsprechend in vier Gruppen, die Neandertaler, Homo/Jabba Sapiens, Homo Erectus und die Cromagnons eingeteilt. Es ging los mit Holz sammeln um die Wette und zwar soviel, dass es für die gesamte Lagerzeit reichen würde. Nach der Eröffnung durch den Oberjäger, der in der Feuerhöhle (Jurte) ein (nicht ganz echtes) Wildschwein erlegte, begann die Ausbildung und die Gruppen kämpften für die restliche Lagerzeit hart aber fair in verschiedenen Disziplinen gegeneinander um den Steinzeitpokal.

Bereits am nächsten Tag mussten sie ihre Ausdauer bei der Wanderung zur Sontheimer Höhle, die bis 192 Meter tief in die Alb hineinführt, und deren Erkundung unter Beweis stellen. Der Anblick der Tropfsteine, die die unterschiedlichsten Gebilde formen, ließ die Anstrengungen der Wanderung schnell vergessen. Aus den Tropfsteinen erkennbar war zum Beispiel eine ganze Schafherde an der sogenannten Schäferwand.

Am dritten Lagertag gab es dafür etwas Erholung beim Nähen eines kleinen Mammuts, beim Tonen, beim Lederarmbänder machen sowie beim Bau einer Miniatur-Höhlenanlage oder eines Backofens. Die völlige Entspannung erreichten der jüngeren Jäger und Sammler im abendlichen Jurten-Dampfbad, während die Größeren in der Lecker-Höhle (Küchenzelt) einen gemütlichen Abend mit Singen verbrachten und dazu mit Bannocks versorgt wurden.

Besonders im Stammesleben ist auch der Umgang miteinander. Daher wurde am nächsten Tag in zwei Gruppen diskutiert, wie der Umgang miteinander aussehen sollte. Die Gruppen entwarfen dafür je zwei Schauspiele, die sie sich gegenseitig vorspielten. Und zum gemeinsamen Lagerleben gehört auch Spaß! Der kam besonders bei einem der Höhepunkte im Lagerleben zum Ausdruck: „Wetten, nass!“ – der schon traditionelle Lagerzirkus. Es wurden Wettkämpfe verschiedenster Art ausgetragen, gewettet, geraten und sogar ein Gedicht vorgetragen. Zum Abschluss dieses gelungenen Lagertages wurde am Lagerfeuer gemeinsam gesungen.

Nach diesen zwei erholsamen Tagen ging es nun auf ins Freibad. Allerdings mussten die jungen Fährtenleser den Weg selbst finden indem sie nach Hinweisen auf dem Weg suchten. Auf der Suche nach diesen Hinweisen wurde auch die öffentlich zugängliche Bärenhöhle erkundet, von der 36 Meter begehbar sind. Die Fährtenlesen waren erfolgreich und erreichten nach der langen Wanderung bei sonnigem Wetter das Freibad in Schelklingen. Die Erfrischung im Freibad tat dann richtig gut. Am Abend konnten sich die Teilnehmer dann heraussuchen, ob sie lieber am Lagerfeuer singen, in der großen Höhle Spiele spielen oder in der Feuerhöhle eine Geschichte hören wollen, so dass für jeden etwas dabei war.

Dann war es Sonntag: Besuchssonntag. An diesem Tag konnten die Eltern und Verwandten die jungen und auch die älteren Jäger und Sammler besuchen. Dafür wurde vormittags wurde ein Werkstattgottesdienst in Kleingruppen vorbereitet. Aufbau-, Schauspiel-, Sing- und Schmückgruppe sowie die „Dichter und Denker“-Gruppe sorgeten dafür, dass nachmittags mit den Besuchern mit einem gemeinsamen Lagergottesdienst gestartet werden konnte. Danach gab es Kaffee und Kuchen, den die Eltern mitgebracht hatten. In der großen Höhle konnte aus einem stattlichen Buffet ausgewählt werden. Abends allerdings erwartete das Lager aber eine schreckliche Überraschung: Chuck Mammut überfiel das Dorf und verwüstete es, während gerade am Lagerfeuer gesungen wurde. Trotz ihres mutigen Einsatzes konnten die Stammesmitglieder ihm mit ihren Speeren nichts anhaben, da sie Stein- und noch keine Bronzespitzen hatten. Deshalb mussten sich die Gruppen auf den Weg zum Wald machen, da in diesem die Bronzehändler (Mitarbeiter) hausten und diesen durch Knobeln das Metall abluchsen. Das ist gar nicht so einfach, da man die Händler erst durch das Aufblitzen ihres Schmiedefeuers finden kann und sich auch noch vor den Überfallern in Acht nehmen muss. Die Gruppe, die die meiste Bronze gesammelt hatte, gewann dieses Nachtgeländespiel.

Dann erreichten die Wettkämpfe unter den vier Gruppen ihren Höhepunkt. Nach einem Mammut-Rennen als Einstieg maßen sich die Gruppen in den verschiedenen Spielen. Sie brauchten mal Kraft, mal Geschicklichkeit, mal Köpfchen – oder auch alles zusammen. Nur so konnten sie beim Sockeln, Steinzeitiaka, Speerwurf, Steinturmbau, Keulenkampf, „Fische“ fangen oder Spurenlesen gegen die anderen Gruppen bestehen. Doch selbst nach diesem anstrengenden Tag gab es noch einige Abenteuerlustige unter den größeren Teilnehmern, die die Chance wahrnahmen in ihrer Ausbildung zum Jäger und Sammler einen großen Schritt weiterzukommen: Sie erklärten sich bereit bei der Ü-(Überraschungs-/Übernacht-/Überlebens-) Aktion teilzunehmen. Sie wurden nachts ausgesetzt und mussten dann mit Kompass und (von den Mitarbeitern gezeichneter) Karte erstmal einen Platz zum Übernachten finden sowie am nächsten Tag zurück ins Lager finden. Währenddessen durften die, die am Lagerplatz geblieben waren, am Feuer singen und danach im Freien, unter einem sternklaren Himmel schlafen.

Am nächsten Morgen fuhren die von der Ü-Aktion Zurückgebliebenen los um die Laichinger Tiefenhöhle zu besuchen, die 55 Meter tief ist, so dass ein steinzeitlicher Aufzug benutzt wird. Wieder im Lager angekommen wurde Fußball gespielt: Teilis gegen Mitarbeiter. Nachdem die Jungen und Mädchen der Ü-Aktion von ihrer ausgedehnten Wanderung zurückgekehrt waren erdrückten die Teilnehmer die Mitarbeiter mit ihrer überwältigenden Überzahl geradezu und konnten so einen fast schon historischen Sieg erringen. Abends gab es als Belohnung dann Wellness für die Älteren: Heute durften sie zum Dampfbad in die Feuerhöhle und sich von den Strapazen der Ü-Aktion erholen. Die Jüngeren verbrachten eine lustigen Abend in der Lecker-Höhle.

Doch auch die schönste Steinzeit geht einmal zu Ende und schon war der letzte Tag da. Die Teilnehmer zeigten bei Vertrauensspielen was für eine fest zusammengewachsene Gruppe sie geworden waren. In Gruppen bereiteten sie das gemeinsame Abschlussfest vor, die größte Höhlenparty aller Zeiten. Es wurde aufgebaut, dokoriert, gekocht und für Unterhaltung gesorgt und so wurde es ein tolles Fest mit super Stimmung. Und so schallten Lieder und Gelächter durch die Höhle bis spät in die Nacht, bevor es am nächsten Tag nach Putzen und Aufräumen mit der Erinnerung an eine super-Steinzeit, aber auch etwas wehmütig, heimwärts ging. Aus den Kehlen der jetzt fertig ausgebildeten Jäger und Sammler erschall noch einmal laut der Schlachtruf – so laut, das er wohl noch heute in Justingen zu hören sein müsste:

Yabba   Daba du

Yabba   Daba du

Yabba   Daba du

(Ich?!)   (JA!)

Zum Schluss möchten wir uns ganz herzlich bei allen Besuchern, Spendern und sonstigen Unterstützern bedanken.

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